Tiefdruck

Hierunter versteht man alle Drucke, bei denen die Linien und Formen in eine Fläche eingraviert sind und nicht von der Fläche abstehen.

Tiefdrucke erhält man, indem man die Farbe auf die Druckplatte aufträgt und dann die Oberfläche der Druckplatte wieder blank wischt: die Farbe bleibt also nur in den vertieften Linien. Das Bild wird unter Druck in einer Presse auf ein feuchtes Blatt Papier übertragen.

Es gibt 6 Drucktechniken, die auf diesem Prinzip basieren:

1. Radierung

​​​​​​​2. Kupferstich

3. Schabkunst

4. Aquatinta

5. Kaltnadelradierung

6. Reliefdruck-Carborundum-Radierung


1. Radierung

Dies ist das wichtigste Druckverfahren. Auf eine Druckplatte aus Kupfer, Zink oder Stahl wird zuerst eine säurebeständige Substanz aufgetragen (heutzutage im allgemeinen Firnis). Der Künstler zeichnet seine Zeichnung mit einer Radiernadel auf der Druckplatte vor, um den Schutzfilm einzuschneiden und das Metall freizulegen. Damit die Zeichnung besser sichtbar ist, wird die Druckplatte oft mit einem bestimmten Verfahren dunkel gemacht: die bereits mit Schutzlack überzogene Druckplatte wird über brennende Kerzendochten gehalten, damit sich der Ruß auf der gesamten Oberfläche absetzt.

Wenn die Zeichnung fertig ist, werden die Rückseite und die Ränder der Druckplatte mit säurebeständigem Firnis abgedeckt, und das Ganze wird in eine Ätzmittel-Lösung getaucht. Als Ätzmittel wird meistens Salpetersäure oder Ätzwasser verwendet. Das Ätzmittel greift das Metall dort an, wo der Schutzfilm entfernt wurde. Je mehr eine Linie von der Säure geätzt wird, desto dunkler wird der Abdruck. Der Wirkungsprozeß der Säure kann jedoch jederzeit gestoppt werden, indem man die Druckplatte aus dem Ätzmittelbad entfernt und diejenigen Teile mit Schutzfirnis abdeckt, deren Linien weniger ausgeprägt sein sollen. Dieses Verfahren, das verschiedene Eintauchvorgänge in die Säure beinhaltet, heißt “Schichtätzen”, im Gegensatz zu dem Verfahren mit nur einem Eintauchvorgang (“Flachätzen”).

Anstatt die Druckplatte in Säure einzutauchen, kann man auch eine Wachsschicht auftragen (mit der traditionellen Methode), und in die Rillen, die den zu radierenden Linien entsprechen, wird das Ätzmittel gegossen.

Die Geschichte. Die Radierungstechnik wurde zwischen 1450 und 1500 entwickelt. Die europäischen Handwerker hatten sie von Meistern aus Damaskus erlernt und verwendeten sie zur Dekoration von Rüstungen und anderen Metallgegenständen.

Schwerter, Messer, Helme und Schilde waren gewöhnlich zu hart für die vom Adel verlangten, anspruchsvollen Gravuren.

Der Schmied zeichnete daher Dekorationselemente auf eine Wachsschicht, die er auf den zu radierenden Teil der Rüstung aufgetragen hatte, und anschließend verwendete er Säure, die auf das Metall wirkte.

Um eine Ausfertigung der Zeichnung zu haben, stellte er gewöhnlich einen oder zwei Drucke von der Radierung her.

Bald entdeckte man, daß die gleiche Methode auch zum Zeichnen auf einer Druckplatte aus Kupfer verwendbar war.

2. Kupferdruck

Auch die Goldschmiede begannen aus praktischen Gründen bald damit, ihre Zeichnungen zu drucken, wobei traditionsgemäß die künstlerisch weiter entwickelten Länder Südeuropas den Anstoß gaben.

Die Goldschmiede waren als Handwerker sehr hoch angesehen, denn um Meister in dieser Kunst zu werden, war eine lange Lehrzeit erforderlich.

Dadurch erklärt sich auch die Tatsache, daß viele Goldschmiede über die Arbeit der Radierer verärgert waren, “die nichts weiter zu tun hatten, als auf einer Wachsschicht zu zeichnen, und den Rest der Arbeit überließen sie der Säure”.

Außerdem fühlten sie sich von der billigeren und leichteren Arbeit der Radierer finanziell bedroht.

Dennoch hatten die Kupferstecher im Vergleich zu den Radierern gewisse Vorteile, denn sie hatten spezielle Instrumente wie den Stecher und waren bei der Handhabung der Linien geschickter, denn sie konnten die Linien mit einem einzigen Zug dicker oder dünner gestalten.

Die Radierer fühlten sich durch diesen Mangel beeinträchtigt, bis im Jahr 1648 neue Instrumente erfunden wurden.

Später verwendeten die Goldschmiede zur Dekoration von Oberflächen eine dunkle Verbindung aus Metall-Legierungen, eine Mischung aus Silber, Blei und Sulfid, die in die vertieften Linien eingearbeitet, durch Erhitzen geschmolzen und anschließend blank gewischt wurde, um der Zeichnung einen dauerhaften Charakter zu geben.

Ein Problem, das sowohl die Radierer als auch die Kupferstecher hatten, war die Tatsache, daß sie keine Schattierungen herstellen konnten.

Wer anders als ein Meister für Licht und Schatten wie Rembrandt wäre in der Lage gewesen, diese Grenze zu überwinden? Wie in der Malerei gelang es Rembrandt auch in seinen Radierungen, reizvolle Helldunkel-Effekte zu kreieren.

Er war auch der erste, bei dem die Personen perfekt in die umliegende Landschaft integriert waren, während bei den vorhergehenden Radierungen der Eindruck entstand, daß die Figuren auf den Hintergrund aufgeklebt waren.

bei einem gut gestochenen oder gezeichneten Kupferdruck kann eine Auflage von 300 bis 500 Exemplare hergestellt werden.​​​​​​​

4. Aquatinta

Hier handelt es sich um eine Art Radierung, die große Farbeffekte ermöglicht und die in diesem Punkt an das Aquarell erinnert, von dem der Name abgeleitet ist.

Die durchsichtigen Farbtöne werden mit Hilfe einer porösen Basis erreicht, in die die Säure eindringen kann.

Eine Druckplatte aus Kupfer oder Zink wird zuerst mit Bitumenkörnchen, Salz oder Schwefelpulver abgedeckt, um eine gleichmäßige Abdeckschicht zu garantieren.

Diese Körnchen werden erhitzt und haften dann am Metall: auf diese Weise greift das Ätzmittel die Druckplatte um jedes Körnchen herum an, wodurch sehr viele kleine Punkte entstehen. Nachdem die Druckplatte mit Farbe abgedeckt ist, entsteht ein gleichmäßiger Druck.

Die verwendete Pulvermenge, die Grobheit der Körner sowie die Eintauchzeit der Druckplatte in die Säure sind für die gewünschte Wirkung ausschlaggebend.

Der Künstler kann aus ein- und derselben Druckplatte eine große Vielfalt an Farbtönen herausarbeiten, indem er die Druckplatte aus der Säure entfernt und einige Bereiche mit Firnis schützt, bevor er die Druckplatte wieder der Wirkung des Ätzmittels aussetzt. Die Flächen, die ganz weiß bleiben sollen, werden vor dem Eintauchen in die Säure mit einer Schutzschicht versehen.


5. Kaltnadelradierung

Bei der Kaltnadelradierung wird die Zeichnung mit einem spitzen Gegenstand (manchmal wird ein Diamant verwendet) direkt auf der Kupferplatte vorgezeichnet.

Die Kaltnadelradierung ist von allen Tiefdrucksystemen die Unkomplizierteste, obwohl eine perfekte Beherrschung dieser Technik nur sehr schwer erreicht werden kann.

Die Nadel gräbt sich in das Metall und zieht beiderseits des Einschnittes winzige Fäserchen hoch, die “Bart” genannt werden; diese Fäserchen nehmen die Farbe auf und verleihen der gedruckten Linie eine weiche Nuanciertheit und einen Samteffekt, was sehr geschätzt wird.

Je tiefer der Einschnitt ist, desto dunkler erscheint die Linie. Diese Eigenschaft macht die Kaltnadelradierung zu einer sehr direkten und geschmeidigen Methode, bei der der Farbton nur mit der Hand erreicht werden kann.

Aus einer Kaltnadelradierung können nur wenige zufriedenstellende Drucke gewonnen werden, da der "Gart" durch den Druck der Presse plattgedrückt und zerstört wird.

Das Verfahren der Kaltnadelradierung kann auch dazu verwendet werden, um Radierungen den letzten Schliff zu geben oder um die Zeichnung bei einer Gravierung leicht vorzuziehen, bevor man zu dem schärferen Zug mit dem Stecher übergeht.

Sie lässt ohne die Verstählung nur 10 bis 15 gute Abzüge zu nach der Verstählung bis 300 Exemplare.


6. Reliefdruck-Carborundum-Radierung

Die einfachste Art zum Reliefdruck ist der Druck ohne Farbe von einer stark strukturierten Radierplatte. Die Technik stammt aus der Waffenherstellung des Mittelalters. Damals wurden Musterbücher für die Ornamente der Hieb- und Stichwaffen auf diese Weise erstellt. Der Druck erfolgt auf sehr voluminöses Papier oft Handgeschöpft auf schwerem Papier.

Jean Miro hat mit dieser Technik 1968 farbenprächtige Radierungen in riesigen Formaten geschaffen. (z.B. Äquinoktium, 1968, 104,3×73,7 cm). Er verwendete dazu diese neue Technik, die Henri Goetz erfunden hatte: „Diese Zonen erreichte Miro, indem er mit Carborundum (Schleifpapierquarz= Siliciumcarbid) vermischtem Kunstharz direkt auf die Radierplatte „malte“. Die schweren Harzschichten verhärteten sich zu einem dicken Relief, das sehr viel Farbe aufnehmen konnte und sich tief in das Papier einpresste….Die der Malerei verwandte Technik emöglichte es Miro, Grafiken zu schaffen, deren Stil an seine Gemälde von 1968 erinnert.“

Antoni Clavé und Guillaume Corneille, Antoni Tàpies, James Coignard sie galten als wahre Meister der Carborundum-Radierung.  Genau auch so Jean Helion und Pierre Marie Brisson und andere Künstler.